Geschäftsidee eines Görlitzer Mittelständlers geht auf
Roman Broshin gründete vor zehn Jahren eine Maschinenbaufirma. Seitdem geht es aufwärts. Doch erst in diesem Jahr fand er auch Anerkennung durch die Stadt.
Auf diese Maschine sind Roman Broshin, Chef und Geschäftsführer der MFV Maschinenbau GmbH, und sein Fertigungsleiter Thomas Libera besonders stolz. Bis zu 100 Millimeter starke Bleche kann die moderne Anlage kanten. Mit einer Kraft von 1.000 Tonnen. Lauter Superlative, die Roman Broshin aufführt, wenn er über seine jüngste Investition spricht und auch ein bisschen ins Schwärmen gerät. Allein die Werkzeuge für diese Maschinen kosteten mehr als 300.000 Euro.
Für die Anlage war in der Maschinenhalle im Görlitzer Stadtteil Weinhübel gerade noch eine Seite frei. Die Möglichkeiten werden geringer, weitere Maschinen in der Halle aufzustellen. Noch vor fünf Jahren war das anders. Da stellte Broshin eine Brennschneideanlage vor, die ohne umzurüsten, die Kanten beispielsweise abschrägen kann. Auch damals war die Halle schon gut ausgefüllt mit Maschinen und Vorräten, doch kein Vergleich mit der Lage jetzt. Heute reihen sich Abkantbänke, Rundbiegemaschinen, CNC-Zerspanungstechnik sowie Maschinen für Schweißbaugruppen und Oberflächenbeschichtung in den Hallen des Unternehmens aneinander.
Umsatz steigt, stattlicher Gewinn, hohe Investitionen
Der Erfolg drückt sich auch in Zahlen aus. Der Umsatz steigt jährlich an, die Kunden werden zahlreicher und prominenter. Seine Teile liefert er bis nach Österreich, in die Schweiz oder in die Niederlande. Broshin hatte von Anfang an den richtigen Riecher mit seiner Strategie, eine gut bezahlte Nische für seine Angebote zu suchen. Er fand sie als Zulieferer von Teilen, die einem hohen Verschleiß ausgesetzt sind. Sie formgerecht zu bearbeiten und anschließend zum Einsetzen in Müllzerkleinerungsanlagen oder für Förderbänder zu liefern, damit macht das Unternehmen seinen Umsatz.
Und der steigt kräftig an. Selbst im Corona-Jahr 2020 verzeichnete Broshin ein Wachstum von zwölf Prozent. Für dieses Jahr rechnet Roman Broshin mit rund sieben Millionen Euro. Und auch der Gewinn kann sich sehen lassen. In den vergangenen Jahren wies die Firma einen Überschuss von um die halbe Million Euro aus. Das verschafft Broshin die nötigen Freiräume, um weiter zu investieren. Ein Schweißroboter ist als nächstes vorgesehen.
Dass Broshins Leistungen gefragt sind, liegt am Interesse der Endkunden, die Geräte möglichst lange ohne Wartung oder Wechseln der besonders beanspruchten Teile in Müllverbrennungsanlagen, großen Häckslern oder beispielsweise auch in Kohlemühlen laufen zu lassen. Hier werden zum Zerkleinern von Gegenständen oder Rohstoffen Anlagen benötigt, die besonders beansprucht werden und daher verschleißfest sein müssen.
Broshins Geschäftsidee hat sich als richtig erwiesen
Der gebürtige Bautzener hatte genügend Erfahrungen in der Metallbranche als Konstrukteur, Verkaufsleiter, Kalkulator und Einkäufer gesammelt, um sich vor zehn Jahren selbstständig zu machen. Er kaufte die Gebäude der früheren Stahl- und Fahrzeugbau GmbH im Görlitzer Süden, investierte und legte los. Einem großen Plan sei er dabei nie gefolgt, erzählt er gegenüber Sächsische.de. Sein Plan sei vielmehr gewesen, einen guten Job zu machen, technische Lösungen für seine Kunden zu finden und mit ihnen gut zusammenzuarbeiten. Das funktioniert augenscheinlich.
Obwohl die Maschinenbau-Firma Erfolg hat und auch wächst, will Broshin das Unternehmen nun andererseits aber auch nicht endlos weiter ausbauen. Schweißer, Konstruktionsmechaniker oder Mitarbeiter in der Arbeitsvorbereitung einzustellen, kann er sich im nächsten Jahr vorstellen. Eine Stelle als Bediener und zur Programmierung verschiedener Anlagen ist auch noch offen. Aber mit der Größe seines Unternehmens, das gegenwärtig 35 Mitarbeiter zählt, fühlt er sich gut aufgehoben. Mindestlohn ist für seine Leute kein Thema. „Die Facharbeiter verdienen schon seit Jahren mehr Geld. Bei MFV wird der Lohn jährlich angepasst“, sagt Roman Broshin. „Denn auch wir gehen mit der Zeit und gut bezahlte Arbeitsplätze sind wichtig und gut für die Region“.
Ursu durchbrach die geringe Anerkennung für den Mittelständler
Umso mehr ärgert sich der 45-jährige Unternehmer über das Agieren der Stadt Görlitz. In deren Entwurf eines Flächennutzungsplanes ist sein Firmenstandort als künftig reines Wohngebiet verzeichnet. Zwar haben die Gebäude seines Unternehmens Bestandschutz, aber erweitern kann er sie nicht mehr künftig. Und wenn er eines Tages sein Unternehmen vielleicht verkaufen wollte, dann könnte es Probleme geben. Mal abgesehen davon, dass der Wert des Grundstückes durch die behördlichen Festlegungen sinkt. Broshin hat deswegen der Absicht der Stadt laut widersprochen und von kalter Enteignung durch die Stadt gesprochen.
Zu dem umstrittenen Vorschlag angeregt wurde die Stadt möglicherweise durch Proteste der Anwohner gegen Lärm, der aus den Firmenhallen drang. Ganz von der Hand zu weisen war die Kritik nicht. Mittlerweile aber hat Broshin 200.000 Euro in Schallschutzmaßnahmen investiert, sagt selbst, dass er mit den meisten Anrainern in einem guten Kontakt steht. Doch es gibt seiner Ansicht nach eben auch wenige, die die Lärmfrage und die An- und Abfahrten der großen Transporter nutzen wollen, um seine Firma von dem Standort zu verdrängen.
Dass die Stadt daran wiederum kein Interesse hat, machte Oberbürgermeister Octavian Ursu deutlich. Als der MFV Maschinenbau sein zehnjähriges Jubiläum in diesem Jahr feierte, schaute der Rathauschef demonstrativ vorbei und kam auch gleich in den Genuss einer kleinen Betriebsbesichtigung. Nun müsste sich dieses Interesse nur noch auch im künftigen Flächennutzungsplan der Stadt widerspiegeln.